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GOTT IST TREU, AUCH IM CHAOS // NEWSLETTER 2020#03

  • Autorenbild: Doreen Terwesten
    Doreen Terwesten
  • 4. Dez. 2020
  • 8 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 4. Dez. 2020

Viel ist passiert seit meinem letzen Update!

Lockdown, wiedergewonnene Freiheit, Corona-Ausbruch, Quarantäne und erneuter Lockdown. Und inmitten all dem eine neue DTS.

Was genau ist passiert, wie habe ich die Zeit erlebt und was tut Gott in meinem und dem Herrnhuter Leben?

RÜCKBLICK IN DEN FRÜHLING

Nachdem wir die letzte „Revive“-Jüngerschaftschule (DTS) Mitte März dieses Jahres abgeschlossen hatten (siehe Newsletter 2020#02), und alle Schüler wieder nach Hause gekehrt waren, ging es plötzlich mit Covid ganz schnell. Normalerweise nutzen wir als Mitarbeiter die zwei Wochen nach der Abschlussfeier dazu, die DTS zu reflektieren und auszuwerten. Auch verbringen wir eine Woche als gesamtes YWAM Herrnhut-Mitarbeiterteam zusammen um aufzutanken, aber auch um neue Vision für das nächste halbe Jahr zu bekommen, bevor es mit der nächsten Schule losgeht.

Das haben wir auch wie gewohnt begonnen, aber schon in den ersten Tage waren die neuauftretenden Regulationen aufgrund von Covid-19 in Aussicht. Innerhalb weniger Tage wurde dann in Sachsen die Ausgangssperre ausgerufen, womit wir auch als Base schließen mussten und uns nicht mehr wie gewohnt treffen konnten.

Von nun an hieß es zuhause bleiben und nur noch das Haus zum einkaufen, Sport machen oder spazieren gehen verlassen - ggf. noch mit einer anderen Person. (Ihr werdet nicht glauben, wie sportlich auf einmal ganz Herrnhut war 😉). Ganz nebenbei bin ich auch aus meiner alten WG ausgezogen und ich konnte die viele Zeit im Haus positiv nutzen um mein Zimmer einzurichten und viel Qualitätszeit mit meinen neuen Mitbewohnerinnen zu verbringen. So verbrachten wir z.B. ein wunderschönes Osterfest zu viert im Haus und eigenen Garten, mit viel Essen, Gebet und Gemeinschaft.



Aber was bedeutete der Lockdown nun für uns unsere Arbeit als „Jugend mit einer Mission?“

MISSIONARSARBEIT IM LOCKDOWN

Wäre es nicht zum Lockdown in Sachsen gekommen, wären die Frühlings- und Sommermonate geprägt gewesen von vielen Arbeiten, die die allgemeine Basestrukturen möglich machen. Dazu gehört meine Arbeit in der Rezeption, putzen, administrative Arbeiten, und übersetzen (vor allem in der Frühlings-DTS, welche ich selber nicht mitleite). Diese Aufgaben scheinen zwar nicht so dringlich/ wichtig, wie die Arbeit mit der DTS selber, ist aber nötig und wichtig um den Base-Alltag am Laufen zu halten und Schulen wie die DTS überhaupt möglich zu machen. Mit der geschlossenen Base war das meiste davon nun nicht mehr möglich. Neben ein paar administrativen Arbeiten hatte ich auf einmal nicht mehr viel zu tun. Was macht man also als „Missionar“, gefangen in seinen eigenen vier Wänden?


Diese Frage ist mir viel im Kopf herum gegangen und ich musste mich selbst daran erinnern: Warum bin ich hier? Was ist meine Vision für meine Zeit hier in Herrnhut und wie kann ich diese zum Leben erwecken, auch wenn alle Strukturen, die davor gegeben waren, auf einmal nicht mehr existieren.

Immer wieder musste ich mich an den Grund erinnern, aus dem ich ein Jahr vorher überhaupt nach Herrnhut gekommen war; Weil ich wusste, dass Gott durch mich Menschen und Nationen verändern möchte, und ich wusste, auch eine Pandemie änderte daran nichts. Leider hab ich am Anfang nicht verstanden, dass er diese Zeit zuerst dazu nutzen möchte mein Herz zu verändern...


Meine erste Reaktion auf den Lockdown bestand darin, auf so viel Alternativ-Arbeit umzusteigen wie möglich; mir so viele neue Aufgaben wie möglich zu suchen und wann immer es davon nichts gab, für andere zu beten oder sonstige „produktive Missionsarbeit“ zu leisten . Irgendwas muss ich ja tun, dachte ich, schließlich bezahlen mich Leute ja dafür. Wenn ich also schon nicht meiner normalen Arbeit nachgehen kann, dann wenigstens das… Klingt dumm? War es auch! Denn die Wahrheit, die ich nach einiger Zeit erkennen durfte ist: Ich bin nicht auf diesem Planeten um produktiv zu sein - zumindest nicht nach meiner Definition…. (Falls du mehr zu diesem Gedankenprozess wissen willst, ließ meinen letzten Blog-Beitrag).

Ich erkannte, wie sehr ich mich über meine Leistung definiere und versuche der Außenwelt (und auch meinem Spenderkreis) etwas präsentieren zu können, was ich erreiche.

Dabei wollte Gott nicht, dass ich diesen gefühlten Stillstand in meine Leben umgehe, sondern diese Zeit der Pause und Ruhe nutze, um zunächst meine eigenen Wurzeln zu Ihm vertiefen, bevor ich mich nach außen ausstrecke. Denn nur dann kann ich gesunde Frucht bringen - auch in meiner missionarischen Arbeit.

Ich versuchte also, mehr und mehr meine Zeiten mit Gott zu genießen und in meiner Beziehung zu ihm zu wachsen. Gleichzeitig wuchs aber auch der Wunsch in mir wieder, von Gott gebraucht zu werden und ein Werkzeug zu sein, dafür sein Königreich zu bauen.

Der Unterschied zu vorher lag aber nun neu darin, dass ich erkannte, dass dies nicht immer so kompliziert aussehen muss, wie ich dachte: Warum sollte ich mich nur so weit nach draußen in die Nationen ausstrecken, wenn ich selbst in meiner eigenen Familie und meinem Freundeskreis ein Segen sein kann! Denn gerade hatten sie es genau so nötig. Also entschied ich mich, für einige Wochen nach Hause zu fahren, um dort sowohl in Familie, als auch bestimmte Beziehungen zu investieren, die Gott mir auf’s Herz gelegt hatte.

Besuch bei Mamas Freunden im Asylantenheim

Zu meiner Freude konnte ich sehen, dass Gott in diesen Wochen, selbst die scheinbar kleinsten Momente und Gespräche nutzte, um Einfluss zu nehmen und ein Segen zu sein, und ich fuhr voller Dankbarkeit am Ende des Sommers wieder nach Herrnhut zurück.


Eine Sache die ich also mit Sicherheit gelernt habe in der ersten Covid-Phase; Gott kann nicht gestoppt werden, seine Berufungen und Ziele für unser Leben umzusetzen, selbst wenn es sehr anders aussieht, als wir es uns vorgestellt haben und versuchen auszuleben. Wieder einmal hat er mich daran erinnert: Seine Wege sind immer besser! 😁


Wie ging es dann aber weiter, nachdem ich wieder nach Herrnhut zugekehrt war?


Mein DTS-Mitarbeiter-Team

DTS TROTZ CORONA?

Wir waren noch immer voller Hoffnung, dass die Jüngerschaftsschule (DTS) wie geplant stattfinden könnte und wir in wenigen Wochen, die neuen Studenten bei uns im Schloss begrüßen könnten. Also fokussierten wir uns als DTS-Mitarbeiter auf die Vorbereitungen und Planung dieser 6 Monate. Natürlich war die Planung etwas komplizierter als letztes Jahr, da es mit den Covid-Regulationen einiges zu bedenken gibt. Wir versuchten uns auf alle möglichen Szenarien vorzubereiten, und Ende September war es dann tatsächlich wieder so weit; Die neuen Studenten für die nächste Revive-DTS kamen am Schloss an - voller Vorfreude auf das, was Gott in ihrem Leben tun würde.


Auch wenn es durch die geschlossenen Grenzen ein paar Wenigen nicht möglich war, nach Deutschland zu kommen, freuen wir uns darüber, dass sich doch so eine internationale, bunt gemischte Gruppe zusammengefunden hat: Insgesamt sind es dieses Jahr 19 Studenten aus Deutschland, der Niederlande, England, Polen, Kyrgystan (geb. in der USA), Dänemark (geb. in Lettland) und sogar aus dem Iran. Darunter vor allem junge Erwachsene, aber auch eine polnisches Ehepaar mit ihrer 16-jährigen Tochter.

Zwar waren die ersten Wochen etwas seltsam und herausfordernd, da wir eine Art Quarantäne in Kleingruppen durchlaufen mussten, um sicher zu gehen, dass niemand unterwegs den Virus aufgeschnappt hatte, aber trotzdem bildeten sich schnell tiefe Beziehungen und Freundschaften, untereinander, aber auch mit uns Mitarbeitern.


Es ist schön zu sehen, wie trotz weltweitem Chaos unsere Studenten den Wunsch haben, in ihre Beziehung zu Gott zu investieren und ihn auf der Welt bekannt zu machen, und dafür bereit sind, auch unangenehme Situationen durchzustehen.

CORONA - UND JETZT?

Diese Bereitschaft war auch tatsächlich nötig, als nach einem Monat plötzlich das eintrat, worauf wir uns zwar vorbereitet hatten, aber garantiert nicht erhofft hatten: Corona erreichte Herrnhut und traf auch unsere Base mit großem Schlag. Viele unserer Studenten und Mitarbeiter wurden innerhalb weniger Tage positiv auf Corona getestet (inklusive mir). Neben der quälenden Frage, wo wir mit unserem Hygienekonzept zu nachlässig waren, waren wir nun auch vor die Herausforderung gestellt, für alle einen Quarantäne-Raum zu finden und herauszufinden, wie wir weiterhin dem Unterricht nachgehen konnten. Dank unserer unglaublichen Leiter, fanden wir auch tatsächlich eine Lösung und machten trotz Quarantäne den Unterricht über Video-Konferenz möglich. (Danke Gott für Zoom 🙌🏼)


Unser neuer Unterrichtsalltag

Aber ja… einfach war es nicht, Studenten auch über Kamera und trotz Abgeschottet-sein motiviert zu halten. Immer wieder kamen wir als Mitarbeiter an unsere Grenzen und fragten uns, ob das alles überhaupt noch Sinn habe. Eine DTS ist schließlich so viel geprägt von dem Miteinander als Gruppe und persönlichen Gesprächen und Gebeten.


Doch wie immer hat Gott gezeigt: er ist treu und er wirkt!

Eines der hammer Erfahrungen von Gottes Wirken, erlebten die Studenten z.B. in der Woche, in der es um den Heiligen Geist geht; wer er ist und wie er wirkt. Eine Woche, die vor allem von dem persönlichen Erleben des Heilgen Geistes geprägt sein sollte. Wie solle das gehen, wenn der Lehrer nicht vor Ort sein kann und auch wir als Mitarbeiter sehr eingeschränkt waren? Aber Gott zeigte uns mal wieder, wie unabhängig er von uns ist und von den äußeren Umständen: Als ein paar Mädels einen Abend gemeinsam beteten, wurden sie von Heiligen Geist erfüllt, empfingen seine Gaben und ein Mädchen wurde von ihren Depressionen befreit, welche sie jahrelang gespänt hatten! Gott hat gezeigt, dass ihn auch physische Distanz nicht aufhalten kann und er tut was er tut!


Eine Sache, die ich selber lernen durfte in dieser Zeit - und in dem Prozess stecke ich immer noch - ist, die Hoffnung für Menschen zu behalten und für das, was Gott in ihrem Leben tun möchte. Ich durch die Covid-Umstände etwas von der Hoffnung verloren, die ich am Anfang hatte für diese DTS. Doch Gott hat durch die eben beschriebene Situation gezeigt, dass es bei ihm IMMER Grund zur Hoffnung gibt, weil nichts sein Wirken aufgehalten werden kann. Auch in anderen Situationen hatte ich die Hoffnung verloren für Studenten und dachte, dass Gott nichts tue in ihren Leben, aber ich lag so falsch!


- Viele der Studenten erlebten die Nähe und persönliche Liebe Gottes.

- Eine weitere Person wurde von Depression befreit.

- Viele erfuhren Heilung von Wunden der Vergangenheit.

- Es entwickelten sich tiefe Freundschaften

- Mauern, die um Herzen herum aufgebaut waren, wurden zersprengt

- Ein Mann von dem ich dachte, dass er aufgrund der Sprachbarriere kaum etwas mitbekomme von dem Unterricht, erzählte mir, wie sein Glaubensleben komplett auf den Kopf gestellt wurde; nach einem Jahrzehnte langem Leben nach religiösen Regeln und Selbstgerechtigkeit, entdeckte er plötzlich, wie wahre Freundschaft mit Jesus aussieht und wie viel Freiheit wir bei ihm finden.


Ich könnte noch so viel mehr erzählen, von all den unglaublichen Dingen, die Gott getan hat, aber das würde diesen Newsletter nur noch länger machen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: GOTT IST TREU und keine Pandemie kann Ihn aufhalten! 🙌🏼


Was bedeutet das jetzt aber für den weiteren Verlauf und die Einsatz-Phase der DTS?


SO GEHT ES WEITER...

Wir haben lange gebetet und viel rechechiert um herauszufinden, ob es in Zeiten wie diesen Sinn macht, auf Missionseinsatz zu gehen.

Nach langer Ungewissheit sind wir zu dem Schluss gekommen: Wenn wir uns nicht davon abhalten lassen können, Gott kennen zu lernen, dann wollen wir uns auch nicht davon abhalten lassen, ihn bekannt zu machen in der Welt! Trotzdem möchten wir mit Weisheit handeln, die Regulationen in den verschiedenen Ländern respektieren und natürlich niemanden in Gefahr bringen. Deshalb haben wir uns entschieden, dass unser Missionseinsatz in ein Land gehen wird in dem die Inzidenz, und damit auch die Beschränkungen, weltweit mit am niedrigsten sind (deutlich ungefährlicher als Deutschland also). Wir werden nach BRASILIEN gehen! 🇧🇷🎉

Wie genau die Zeit aussehen wird, werden wir nun die nächste Wochen planen und ihr werdet es in meinem nächsten Newsletter erfahren.

Fest steht: Alle Studenten und auch wir Mitarbeiter freuen uns sehr darüber, dass wir nicht alle nach den 3 Monaten Unterrichtsphase wieder nach Hause schicken müssen, sondern darauf gespannt sein können, welche Abenteuer wir in diesen 2 weiteren Monaten mit Gott auf Einsatz erleben werden, und wie er sich auch dort als treu erweisen wird.


ZUSAMMENFASSUNG

Die Zeit im Lockdown, Anfang des Jahres, war herausfordernd, aber ich durfte einen Schwerpunkt darauf legen, meine eigene Beziehung zu Gott zu vertiefen, aber auch in meine eigenen Familie und Freundschaften zu investieren.

Im September startete bei uns eine neue Jüngerschaftschule (DTS) mit insgesamt 19 Studenten gestartet. Trotz Corona-Ausbruch in Herrnhut erleben wir, wie treu Gott ist und wie viel er im Leben der Studenten wirkt, und Gott lehrt mich in dem Prozess niemals die Hoffnung zu verlieren. Er ist nicht aufzuhalten! Aus diesem Grund werden wir im Dezember auch trotzdem auf Missionseinsatz gehen - nach Brasilien!


ICH BIN DANKBAR....

- für ein neues Verständnis, was es heißt, Gott zu dienen

- für wunderschöne Zeiten mit Freunden und Mitbewohnerinnen

- für Zeiten, die ich mit meiner Familie verbringen konnte

- zu sehen, wie viel Gott in unserer Schwäche mächtig ist und wirkt

BITTE BETET...

- für weitere tiefe Erfahrungen mit Gott in der DTS

- für Weisheit und Gelingen in der Einsatz-Planung

- für Genesung der Corona-Nachwirkungen bei manchen unseres Teams

- weitere gesundheitliche Bewahrung für unser Team

- genügend Energie und gute Erholung für uns als Mitarbeiter-Team


Bitte zögert nicht nachzuhaken, über unsere Entscheidung trotzdem auf Einsatz zu gehen, oder falls ihr noch mehr wissen wollt darüber, was wir die letzen Monate erlebt haben.

Ich freue mich über jede Nachricht und jedes Gebet.

Falls ihr mich oder den Missionseinsatz auch finanziell unterstützen möchtet, schreibt mir gerne.


Ich bete, dass auch ihr in diesen verwirrenden Zeiten Gottes Nähe und Treue erleben dürft! ❤️

 
 
 

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